Schönheit (III) und Garten – November 2021
Veröffentlicht: November 20, 2021 Abgelegt unter: Gemeinschaftsgarten, Pflanzen im Garten | Tags: Artenvielfalt, Ökologie, Garten in der Stadt, Gemeinschaftsgarten wachsenlassen, Nachhaltigkeit, Urbanes Gärtnern Hinterlasse einen Kommentar
November in der großen Stadt, grau, dunkel, trübe und der immer noch ansteigende Autoverkehr – wollten wir nicht damit beginnen, so vieles anders zu machen? – zerrt an Nerven und Nase.
November 2021 in immer noch pandemischen Zeiten, mehr noch, schlimmer als im letzten Jahr.
Die Stadt – Konsum, Geschwindigkeit, aufgewühlte Nerven, Empörung, Neonlicht und doch Grau in Grau; bunt getüpfeltes Laub, Nährwert für unsere Zukunft, wird geräuschvoll weggesaugt, aufgeräumt, weggeräumt.
Leistungsgespräche, Nichtverstehen, Verarmung der Gefühle, Nicht-handeln-können im Angesicht des Klimanotstandes.

Ich gehe in den Garten, es sind noch letzte Pflanzungen vozunehmen, Vorbereitungen für kommende Zeiten und Vorfreude auf das neue Jahr.
Nun ist die richtige Jahreszeit, dies mit Sorgfalt und Bedacht anzugehen, ohne Angst davor, dass die neuen Pflanzungen zu heiss und trocken stehen werden.
“Der Herbst ist immer unsere beste Zeit” sagte einst J.W. von Goethe.
In diesem Jahr fällt mir dazu ein: “wir ernten, was wir säen”, schlimmstenfalls neue Wellen.

Die Tagetes leuchten mir im fahlen Novememberlicht entgegen – welch eine Farbenfreude!
Direkt daneben steht eine Mariendistel in Blüte und hebt sich – zu dieser Jahreszeit?! – in strahlendem Lila vor ihren mit Marias Milch getränkten Blättern ab.

Die Herbstastern, Chrysanthemen und die Blütestände der Sedum-Gewächse sind eh meine liebsten Begleiter im Herbst, aber dass der Acker-Rittersporn seit dem Frühsommer immer noch sein unbeschreibliches Blau, vielleicht nun ein wenig milder als im August, an uns verschenkt, erfüllt mich auch in diesem Jahr mit sprachlosem Erstaunen.







Grauer November?
Nur in unseren verödeten Städten und den totbringenden Monokulturen auf dem Land, in der Natur, so scheint mir, “wird durchgeblüht”.
Aber da bin ich ja nicht die erste, die das entdeckt…





(Und direkt daneben zu dieser Jahreszeit der Rosenkohl, für mich einfach ein Wunder an Schönheit und soo zart und lecker!!!)
Andere scheinen sich darauf einzustellen, beim zunehmend milderen Klima einfach zu überwintern und mehrjährig zu werden, wie es einige Malvengewächse, zu deren Familie ja auch die bei uns meist zweijährige Stockrose Alcea rosae halten.




Die ‘wilden’ machen derweil eh, was sie wollen, wenn man sie nur lässt und ihnen Zeit und Raum zum leben gibt.
Dann schenken sie uns ihre Schönheit mitten im – menschengemachten grauen – November und erleuchten damit unsere Herzen.




Übrigens: Unser Garten liegt mitten in der Stadt. Wir bemühen uns seit 12 Jahren, ihn zu erhalten und wünschen uns mehr solcher Orte!
Für Menschen, Pflanzen und Tiere. Für unser Klima, für ein gesundes Ökosystem.
Weiße Blüten im Mai
Veröffentlicht: Juni 6, 2021 Abgelegt unter: Gemeinschaftsgarten, Pflanzen im Garten | Tags: Artenvielfalt, Biodiversität, Garten in der Stadt, Gemeinschaftsgarten wachsenlassen, Wachsenlassen Hinterlasse einen Kommentar
Eigentlich an Gehölzrändern beheimatet, breitet sich die Große Sternmiere bei uns wunderbar in unserem naturah gestalteten Staudenbeet aus und steht dort recht sonnig, aber zur heißen Jahreszeit auch gut von hoch wachsenden Stauden beschützt.
Die bis zu 60 cm hoch wachsendes Staude ist übrigens auch essbar, sie rundet z.B. Wildsalate und Quäuterquark geschmacklich ab.
Der ausgepresste Saft der Pflanze wurde früher gegen Augenentzündungen, Husten und Rheuma eingesetzt oder auch zur schnelleren Heilung bei Knochenbrüchen.
Die Große Sternmiere ist eine wichtige Nahrungspflanze für Nachtfalter.

Bei unserem Kerbel bin ich mir nicht sicher, ob es sich um den Echten Kerbel, Anthriscus cerefolium var. trichocarpaoder um die Kulturform, Anthriscus cerefolium var. cerefolium handelt.
Vor Jahren in unserem Garten ausgesät, sät er sich immer wieder zuverlässig an vielen verschiedenen Stellen aus, ich äußerst hübsch anzusehen mit seinen zarten Blättern und Blüten und findet mit seinem würzigem Aroma häufig Verwendung in der Küche.

Dass sich der Gewöhnliche Löwenzahn, Taraxacum sect. Ruderalia mit seinen gelben Blüten hier unter den weißen Blumen befindet, liegt natürlich an seinen wunderhübschen Samenständen mit seinen haarigen Flugschirmchen, die jede*r gerne mal wegpustet.
Der Löwenzahn ist eine sehr wichtige frühblühende Bienenweide, wird aber auch als Nahrungs- und Gemussmittel und in der Medizin verwendet.


Der Bärlauch, Allium ursinum wird bei uns immer zum ersten Frühjahrspesto des Jahres verarbeitet.
Bei ihm lohnt es sich, genau wie beim Waldmeister, Galium odoratum, der einen ähnlichen halbschattig- bis schattigen und feuchtenStandort benötigt, in die Hocke zu gehen, um den Reiz der kleinen weißen Blüten zu erkennen.
Beides sind schöne Bodendecker für die o.g. Bereiche, wobei der Bärlauch nach der Blüte komplett einzieht.

Von der Süßdolde, Myrrhis odorata, die leider viel zu selten bei uns in Gärten zu sehen ist, sind alle Teile essbar, haben einen anisähnliches, süssen Geschmack.
Die Samen werden im Herbst geerntet und ebenfalls zum Würzen verwendet. Diese dekorative Duftpflanze, die bis zu 200 cm hoch werden kann und gerne im halbschattigen Bereich steht, ist zudem eine bedeutende Nektarpflanze für Schmetterlinge, Bienen und Hummeln.

Die weiße Taubnessel, Lamium album, eine vielseitig einsetzbare Heilpflanze, deren jungen Triebe auch schmackhaft und gesund im Wildsalat sind, verfügt über wunderschöne Lippenblüten, die von unterschiedlichsten Bienenarten heiß geliebt werden.
Eine meiner weißen Lieblingsblüten!


Als Gärtnerschreck oder Gärtnertod werden lustigerweise die Milchsterne, bezeichnet und das aufgrund ihrer ausnehmend langen Haltbarkeit in der Vase als Schnitteblume. Milchsternsträuße verkauft man anscheinend nur einmal…(es wird aber auch behauptet, dass diese Bezeichnung daher kommt, dass die weiße Milch seiner Stengel Hautreizugen hervorrufen kann oder weil er sich dort, wo er sich wohl fühlt, sehr stark vermehren kann; wahrscheinlich die näherliegenden Erklärungen.)
In unserem Garten breitet sich seit dem letzten Jahr der, wie ich vermute Ornithogalum montanum, an unterschiedlichen Stellen aus. Wie er Einzug bei uns hielt, vermag ich nicht zu sagen, aber schön, dass er mit seiner langen Blütezeit von April bis Juni bei uns ein Zuhause gefunden hat.



und noch mehr blaue Blumen im Mai
Veröffentlicht: Mai 18, 2021 Abgelegt unter: Gemeinschaftsgarten, Pflanzen im Garten | Tags: Biodiversität, Gemeinschaftsgarten wachsenlassen, Stadtnatur, Urbanes Gärtnern, Wachsenlassen Hinterlasse einen Kommentar
Noch immer erfreut uns die Kronen-Anemone Anemone coronaria mit ihrem tiefen Blau, das im Verlauf der Blüte einen leichten Lila-Farbton animmt.
Auch das Lugenkraut Pulmonaria officinalis blüht – nicht nur zu unserer, sondern auch zur Freude der Wildbienen, die es reichlich besuchen – unermüdlich weiter und steht dabei im reizvollen Farbkontrast zum Laub der benachbarten Mariendiestel Silybum marianum.


Neu hinzugekommen ist die Clematis Alpina, eine robuste frühblühende Clematissorte, die ihre hübschen violettblauen Blüten seit Jahren in unserem Garten zuverlässig ab April zeigt und im Spätsommer meist noch eimal durch eine zweite Blüte überrascht.

Das feuchtigkeitsliebende Kaukasus-Vergißmeinnicht Brunnera macrophylla, ebenfalls ein früher Nahrungsspender für Insekten, verfügt über den tiefsten Blauton von allen Vergißmeinnicht-Arten und erfreut im Jahreverlauf durch sein sich immer mehr entwickelndes herzförmiges Blattwerk, das einen hübschen Bodendecker auch im Halbschatten abgibt.

Neu hinzugekommen ist der Borretsch Borgo officinalis, eine Gewürz- und Heilpflanze. Dieses in der Regel einjährige Gewächs hat in den letzten zwei Jahren begonnen, in unserem Garten zu überwintern.
Sehr dekorativ machen sich seine essbaren Blüten in (Wild-) Salaten.
Die ganze Pflanze schmeckt leicht nach Gurke und symbolisiert passenderweise Fröhlichkeit und Lauterkeit im Denken.


Und dann ist vor einigen Tagen noch der persiche Ehrenpreis Veronica persica dazugekommen.
Oft übersieht man seine kleinen wunderschönen Blüten mit ihrem leuchtenden Blau am Wegesrand.
Wie die meisten Veronika-Sorten verfügt auch er über Heilkräfte ud wird bei Haut- und Stoffwechselbeschwerden eingesetzt.


…und andere blaue Blumen im Frühling
Veröffentlicht: April 20, 2021 Abgelegt unter: Pflanzen im Garten | Tags: Artenvielfalt, Bienenweide, blaue Blume, Frühjahrsblüher, Gemeinschaftsgarten wachsenlassen, Wachsenlassen Hinterlasse einen KommentarSie steht für die Sehnsucht nach dem Unerreichbarem, dem Unendlichen, aber auch nach der Erkenntnis des Selbst und für die Liebe; oft wird sie auch als die Verbindung von Mensch und Natur gedeutet: die blaue Blume.
Da bleibt uns nur zu hoffen, dass diese Verbindung eine erreichbare ist….

In userem Garten beginnt der Reigen der blauen Frühlingsblumen mit dem kleinen Blausternchen, der Scilla Siberica.
Schon im März beginnt dieses Zwiebelgewächs zu blühen und gehört nach dem Auftakt der bunten Krokusse zu den ersten Insekten- und Bienenweiden.
Gleichzeitig blüht das Duftveilchen, Viola odorata und wer sich einmal zu diesen reizenden Geschöpfen bei Sonnenschein hinuntergebeugt hat, weiß, worin sich das odorata von allen anderen Veilchen unterscheidet: Mit seinem betörenden Duft lockt es nicht nur zahlreiche Hummeln an, sondern auch uns Menschen.
Seine Bedeutung als energiereiche Nektarpflanze für viele Fluginsekten ist nicht zu unterschätzen.

Das Duftveilchen findet Verwendung als Heilkraut, es kann helfen bei Kopfschmerzen, Husten, Heiserkeit, chronische Bronchitis, Schnupfen und Akne und auch in der Küche: Blätter und Blüten sind essbar, eine wunderschöne und wohlschmeckende Zutat für den Wildkräutersalat im Frühling oder als kandierte Blüten für Süßspeisen.
Die Traubenhyazinthe, Muscari,
wird manchmal auch Bienenweide genannt und somit wird ihr Wert als Frühblüher in einigen Gegenden schon namentlich genannt.
Die weiß gesäumten, aufgeplusterten Blauröckchen der einzelnen Blüten werden vor allem von den Männchen der Rostroten Mauerbiene (Osmia bicornis) besucht.
Und wer ganz nah an die Rispen herangeht, erschnuppert auch hier einen, jedoch zarten Duft.

Die Kronen-oder Garten-Anemonen, Anemone coronaria verschönern im zeitigen Frühjahr unseren Garten ebenfalls mit ihren unterschiedlichen Blautönen. Sie sind eine Pflanzenart der Gattung Windröschen und auch in vielen Rottönen und weißblühend zu finden.


Und übrigens: Das Träumen klappt mit diesen schönen Frühjahrblumen auch auf dem Balkon.
Ich suche die blaue Blume,
Ich suche und finde sie nie,
Mir träumt, dass in der Blume
Mein gutes Glück mir blüh.
(aus: Die blaue Blume, Joseph von Eichendorff, 1818)

Geflecktes Lungenkraut Pulmonaria officialis…
Veröffentlicht: April 18, 2021 Abgelegt unter: Pflanzen im Garten | Tags: Artenvielfalt, Biodiversität, Gemeinschaftsgarten wachsenlassen, Lungenkraut, Natur in der Stadt Hinterlasse einen Kommentar
Vor einigen Tagen hat das gefleckte Lungenkraut in unserem Garten zu blühen begonnen und erfreut uns seither täglich und – wenn wir Glück haben, noch bis in den Mai hinein- mit seiner prächtigen Farbe von tiefem, reinem Blau, das sich aus den rosa und violetten Knospen entwickelt.
Das echte Lungenkraut fühlt sich wohl im lichten Schatten am Gehölzrand, da es hier im Frühjahr genug Sonne zur Laubentwicklung bekommt.
Neben seinen hübsche Blüten zeichnet es sich vor allem durch seine hübschen charakteristisch gefleckten Blätter aus. Die eiförmigen bis lanzettlich verlaufenden, ganzrandigen und leicht behaarten Blätter tragen auffallend weiße Flecken und Pünktchen, von denen das Lungenkraut wohl auch seine Namen erhalten hat, da sie an Lungenflügel erinnern.

Pulmonaria officinalis ist durch seine frühe (und lange) Blütezeit eine wichtige Nahrungspflanze für viele Insekten und auch für eher schatigge Balkone und Kübel geeignet. Das Lungenkraut mag einen gut durchfeuchteten Boden, auf Trockenheit, aber auch auf Staunässe reagiert es empfindlich.
Es ist bei Schwebfliegen und Schmetterlingen beliebt und besonders langrüsselige Bienen und deren Verwandte laben sich am Pollen.
Gärtner*innen und Balkonbesitzer tun also den ersten frühfliegenden Insekten einen Riesengefallen, wenn sie dem Lungenkraut einen Platz im Halbschatten geben – und jede*r, der die blauen Blumen mag, wird sich auf jeden Fall an seinen Blüten erfreuen…
Die Wildtstaude wird seit dem Mittelalter als Heilkraut erwähnt, wobei seine Heilwirkung umstritten ist und in der Schulmedizin nicht anerkannt.
Ihre zahlreichen Inhaltsstoffe wie Saponine, Gerbstoffe und Kieselsäure, wirken auf jeden Fall schleimlösend, reizlindernd, und zusammenziehend (adstringierend).
So werden Aufgüsse bzw. Tees u.a. auch heute noch bei Beschwerden wie Atemwegserkrankungen, Erkältungskrankheiten mit Husten, Heiserkeit, Durchfall und Blasenbeschwerden verwendet.
Aber auch in der Küche ist das Lungenkraut zu verwenden:
Die jungen Blätter haben einen leicht bitteren, leicht kohlartigen und milden Geschmack und passen gut in Wildkräutersuppen und – salate.

Purpurrote Taubnessel – Lamium purpureum
Veröffentlicht: April 10, 2021 Abgelegt unter: Gemeinschaftsgarten, Pflanzen im Garten | Tags: Gemeinschaftsgarten wachsenlassen, Wildbienen im Garten, Wildpflanzen Hinterlasse einen Kommentar
Immer noch von vielen als ‘Unkraut’ missachtet oder kaum wahrgenommen, zählt die purpurrote Taubnessel zu den allerersten wichtigen und – wie ich finde – sehr hübschen Frühjahrsblühern in unseren Gärten, aber auch auf Brachen und am Wegesrand.
In unserem Garten tummeln sich früh ausfliegende Wildbienen an den Lippenblütlern und wir haben einige Hummelköniginnen gesichtet, die hier erste Nahrung finden.
Auch wenn die Nessel kaum Pollen und Nektar produziert, ist sie gerade im Frühjahr eine sehr wichtige Nahrungsquelle für Insekten.
Die purpurrote Taubnessel wird 10 bis 40 Zentimeter hoch und blüht von März bis Oktober.

Sie lässt sich in naturnahen Gärten schön in Staudenbeete integrieren und bereichert auch Standorte im Halbschatten.
Aber nicht nur für Wildbienen liefert der purpurrote Blüher wohlschmeckende und gesunde Nahrung.
In der Küche kann sie in Salate, Suppen, in Smoothies und Tees verwendet werden und verfügt über folgende Inhaltsstoffe:
Vitamin B und C, Aucubin, Gerbstoffe, Germanium, Kalium, Kieselsäure, Schleimstoffe, Zink und Zirkon.
Es werden nur die Blüten geerntet.
Im März und April sollte man aber den Bienen und Hummeln den Vortritt lassen, sie sind auf diese erste Nahrung angewiesen, um das Frühjahr zu überstehen. Wir ernten sie einfach später ab, wenn schon mehr anderes blüht.

In der Hausapotheke kann Laminum purpureum bei Atemwegserkrankungen, gegen Harnwegsentzündungen und äußerlich bei Hautentzündungen und leichten Verbrennungen angewendet werden.
Sie wirkt abschwellend, antibakteriell, antiseptisch, auswurffördernd, blutreinigend, blutstillend, desinfizierend, entzündungshemmend, harntreibend, reizmildernd, schleimhautschützend, wundheilend und zusammenziehend.
In der Volksheilkunde ist die Taubnessel eines der besten Mittel gegen Frauenleiden. So kann die zu schwache Menstruation stärken oder die zu starke Menstruation abschwächen.
Die Taubnesseln (Lamium) sind übrigens nicht mit den Brennnesseln verwandt. Sie gehören zur Familie der Lippenblütler, wie auch die Salbei- und Minze-Arten.
Ein nektarreiches Dach für unsere Insektenwand
Veröffentlicht: Juli 22, 2020 Abgelegt unter: Pflanzen im Garten, Vögel, Insekten und andere Wesen | Tags: Artenvielfalt, Ökologie, Garten in der Stadt, Gemeinschaftsgarten wachsenlassen, Nachhaltigkeit Hinterlasse einen Kommentarund schön aussehen tut es auch noch!
Unsere im letzten Jahr installierte Insektenwand mit Wohnmöglichkeiten in Lehm, Holz und Steinritzen für Wildbienen und andere Insekten hat gestern endlich ihr neues Dach erhalten – diese kleinen und für unser Ökostystem so wichtigen Tiere haben es nämlich auch gerne regengeschützt in ihren Unterkünften.
Über das mit Dachpappe ausgelegte Dach haben wir ein Gitternetz (besser wäre vielleicht noch Maschendraht gewesen, aber den hatten wir nicht mehr vorrätig) gespannt und dieses dann mit Schotter aufgefüllt. So können sich Erde und Wurzeln gut festhalten.
Dann alles einmal gut angiessen (das war auch direkt unser Gewichtstest: hält das Dach dem Gewicht stand?)
Wie immer eine besonders schöne Arbeit: Standorte auswählen und einpflanzen.
Wir haben unterschiedliche Hauswurz- und Sedumarten, die beide zur Familie der Dickblattgewächse (Crassulaceae) gehören, auf das Dach gesetzt.
Crassulaceae lieben einen kargen, trockenen und sonnigen Standort, also ideal zur Dachbegrünung.
Und allein ihr Name (lat: semper= lebend und vivum= lebend) macht diese aussergewöhlichen Geschöpfe doch schon liebenswert.
Bilden die Hauswurze schon mit ihren unzähligen Rosetten- und Farbvariationen einen Augenschmaus, so können sie zusätzlich noch mit ihren wunderschönen Blüten überraschen, die sich meist in der Zeit von Juni bis Juli zeigen, die meist in rosa-rot bis weiss erstrahlen.
Die dazu gepflanzten Sedumarten ergänzen die Farbpalette des bunt blühenden Daches mit ihren Gelbtönen.
Ein nektrarreich gedecktes Dach für die Bewohner der Appartementwand.
Schon in lange vergangenen Zeiten glaubte man, dass der Hauswurz das Dach vor Blitzeinschlag schützen würde, was sicherlich richtig ist, da das begrünte Dach nicht so leicht austrocknen kann, auch heute schätzt man die klimatischen Vorteile von Dachbegrünungen.
Und: Häuser, auf denen Hauswurz wächst, bringen Glück!
Abbildung aus einer Abschrift von Johannes Hartliebs Kräuterbuch, um 1470
Wie so viele Pflanzen und Tiere sind auch einige wild wachsenden Hauswurzarten heute bedroht und stehen unter Naturschutz, also bitte keinesfalls aus der Natur auspflanzen und mit nach Hause nehmen, wenn man mal einem begegnet.
https://de.wikipedia.org/wiki/Hauswurzen
https://www.schamanische-gaertnerei.de/produkt/hauswurz-pflanze
Die Kornrade – Eine Schönheit auf der Roten Liste
Veröffentlicht: Juli 4, 2020 Abgelegt unter: Pflanzen im Garten | Tags: Agrarindustrie, Artenvielfalt, Ökologie, Biodiversität, Garten in der Stadt, Gemeinschaftsgarten wachsenlassen, nachhaltiges Wirtschaften, Wachsenlassen Hinterlasse einen KommentarAgrostemma githago
Die Kornrade, bis in die 1960er Jahre eine weit verbreitete Ackerbegleitpflanze, ist eine Sommerblume aus der Familie der Nelkengewächse (Caryophyllaceae).
Vermutlich aus dem östlichen Mittelmeerraum kommend, hat sie sich einst mit der Sesshaftwerdung der Menschen und dem damit einhergehenden Ackerbau schnell an den Rändern von Getreidefeldern verbreitet.
Ihr Nachteil: sie ist extrem giftig, besonders für Weidevieh wie Rinder, Pferde und Schafe, aber auch für den Menschen.
Ihr Vorteil: sie ist von ausgesuchter, schlichter Schönheit, und ist eine wertvolle Pollen- und Nektarpflanze für Insekten.
Früher war die Agrostemma githago aufgrund ihrer Giftigkeit zu Recht gefürchtet, besonders durch mangelhafte Methoden in der Saatgutreinigung war es nur sehr schlecht möglich, ihre Samenkörner aus der Getreideernte hinauszufiltern, so dass es sogar durch Brotverzehr immer wieder zu Vergiftungen kommen konnte.
Durch den Einsatz von immer effizenteren Maschinen bei der Erntereinigung konnte diese Gefahr zunehmend gebannt werden, der Kornrade wurde jedoch – wie so vielen anderen Ackerbegleitpflanzen – der massive Pestizideinsatz unserer Agrarindustrie zum Verhängnis – in Deutschland steht sie auf der Roten Liste gefärdeter Arten mit der Stufe 1 als vom Aussterben bedroht.
Durch rare Funde und deren Nachzüchtungen konnte sie erhalten bleiben und hat sich in den letzten Jahren ein wenig in Gärten als Schmuckpflanze etablieren können, was ihren Weitererhalt fördert. Mit ihrem kräftigen Magenta-Rosa, das auf Fotos nie so zum Erstrahlen kommt wie in der Wirklichkeit, verschönert sie im frühen Sommer auch unseren Garten.
Ihre Blütezeit wird von Juni bis August angegeben, bei uns gehört sie zu den frühen Blühern im Juni, dananch bilden ihre Samenkapseln noch lange einen aparten Schmuck im Beet.
Was ich erst kürzlich erfahren habe ist, dass die Agrostemma githago sich auch hervorragend zur Gründüngung und als Pionierpflanze auf Böden, die rekultiviert werden müssen, eignet. Sie stellt keine hohen Ansprüche an den Boden, keimt recht schnell und entwickelt sich zügig. Die Kornrade ist in der Lage, die Infektionskette, die sich wegen falscher Fruchtfolge in einem Gartenboden einsgeschlichen hat, zu durchbrechen.
Sie ist in diesem Anwendungsbereiche auch insofern von Wert, dass sie in der Kulturfolge unproblematisch ist (d.h., sie versteht sich mit den meisten anderen) und keine Pflanzenkrankheiten wie zum Beispiel die Kohlhernie überträgt.
Also gibt es einige Gründe, die Kornrade im Garten anzusiedeln, ich glaube, ich mag sie vor allem wegen ihrer Schönheit und möchte sie unterstützen, weil sie vom Aussterben bedroht ist.
Und wieder ein Grund mehr, darüber nachzudenken, wie wir zukünftig Ackerbau betreiben wollen: das Aussterben der Artenvielfalt durch die Anbaumethoden der sogenannten modernen Agragrindustrie hat dramatische Auswirkungen angenommen, bedroht unser gesamtes Ökosystem und beraubt uns in massivem Maße der Schönheiten, die das Leben und die Natur uns bieten.
https://www.gartenlexikon.de/kornrade/
https://www.wildes-berlin.de/kornrade/
https://www.hausgarten.net/gartenpflege/schaedlinge-krankheiten/nematoden.html
Iris Germanica ‚Florentina‘ – eine frühe Schönheit in unserem Garten
Veröffentlicht: Juni 3, 2020 Abgelegt unter: Pflanzen im Garten | Tags: Artenvielfalt, Biodiversität, Garten in der Stadt, Gemeinschaftsgarten wachsenlassen, Urbanes Gärtnern Hinterlasse einen KommentarEinzug fand die weisse Veilchenwurzel (Iris florentina) in unserem Garten, weil mein Interesse daran geweckt wurde, dass aus ihrem Rhizom das sogenannte Veilchenwurzelöl zur Konservierung von Duftstoffen hergestellt wird. Das Irisöl gehört zu den kostbarsten Naturprodukten. Es wird daher nur in allerkleinsten Dosierungen z.B. für hochwertige Parfüms oder zur Aromatisierung von Lebensmitteln, Likören, Süß- und Backwaren verwendet.
Dazu braucht es allerdings Geduld, erst nach ein bis zwei jahren trockener Lagerung bildet sich der Duft heraus und ich vermute, dass die Ölherstellung sehr aufwendig ist…
Begeistert hat die florentiner Schwertlilie in diesem Jahr jedoch alle, die sie in unserem Kräutergarten entdeckt haben, mit ihrer eleganten Schönheit, die ihren Höhepunkt mit der Öffnung ihrer Blüten im frühen Mai offenbarte.
Zwei Jahre haben wir bis zur ersten Blüte gewartet und ja, die Zeit des Wartens hat sich gelohnt!
Die deutsche Schwertlilie gilt übrigens auch als Zauberpflanze, mit ihren magischen Kräften wurde sie auf Burgfelsen gepflanzt, um Feinde abzuhalten.
Diese widerum gruben die Lilien aus, um sie mit zur eigenen Burg zu nehmen und die Kräfte zu ihrem Vorteil zu nutzen…
Auch galt die Schwertlilie als Symbol der Ritterlichkeit. Das Blatt stand für das gezückte Schwert – die Blüte stand für ein reines Herz.
In der griechischen Mythologie sind sie die Pflanzen der griechischen Götterbotin Iris, die die Seelen der Verstorbenen entlang einem Regenbogen in das Reich des ewigen Friedens zu führen hatte. Wie schön!
Und weil die Vorstellung, eigenes Veilchenwurzelöl herzustellen, wenn auch nicht realistisch, so doch allzu verlockend ist, sollte die Florentina am besten allzubald eine blau blühende Pallida zur Seite gestellt bekommen, aus der ebenfalls das Veilchenwurzelöl gewonnen werden kann.
Und wenn auch nur deswegen, weil sie sicherlich wunderschön neben und miteinander aussehen werden.
Urbanität & Vielfalt
Veröffentlicht: Juli 31, 2017 Abgelegt unter: Pflanzen im Garten | Tags: Artenvielfalt, Ökologie, Gemeinschaftsgarten wachsenlassen, Stadtgarten, Urbanes Gärtnern Hinterlasse einen KommentarIm Rahmen des Projektes Urbanität & Vielfalt haben wir die Patenschaft für drei in Deutschland bedrohte Pflanzenarten übernommen:
Das Ohrlöffel-Leimkraut -Silene otites:
http://urbanitaetundvielfalt.de/pflanzen/ohrloeffel-leimkraut/
Den Berg-Haarstrang – Peucedanum oreoselium:
http://urbanitaetundvielfalt.de/pflanzen/berg-haarstrang/
Die niedrige Segge- Carex supina
http://urbanitaetundvielfalt.de/pflanzen/niedrige-segge-steppen-segge/
Wir hoffen, dass sich die neu eingezogenen zarten Pflänzchen bei uns an ihrem neuen Standort wohl fühlen und wir somit dazu beitragen können, ihre Art zu erhalten.
Urbanität & Vielfalt ist eine deutschlandweites, länderübergreifendes Naturschutzprojekt und wird gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit sowie durch das Sächsische Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft, das Landesumweltamt Brandenburg und die Stadt Marburg
Die durchführende Organisationen in Berlin ist das Späth-Arboretum der Humboldt-Universität.
Auch für das nächste Jahr können sich Bürger weiterhin beteiligen und Pflanzenpatenschaften übernehmen.