(K)ein Platz für wilde Tiere!

Wenn von wilden Tieren die Rede ist, denken die meisten von uns wahrscheinlich an Löwen, Tieger, Elefanten…..Eisbären…alle in ihrer Existenz bedroht und unterstützungbedürftig und sehr weit weg….

Denn: was ist eigentlich mit unserer einheimischen Natur und ihren wilden Tieren?


Was ist mit Gartenschläfer, Ringelnatter, Hufeisennase, Kiebitz, Iltis, der Waldbirkenmaus, der Smaragdeidechse, der Zauneidechse, der Waldeidechse, der Mauereidechse, dem Birkhuhn, dem Auerhuhn, der Sumpfohreule, der Turteltaube, dem Braunkehlchen, dem Gartenrotschwanz, dem Kuckuck, dem Feldsperling, dem Haussperling, dem Laubfrosch, der Kreuzkröte, dem Alpenschnegel, der Wald-Schnirkleschnecke….

… eine Rote Liste Berlin für Weichtiere aus dem Jahr 2016 (!) besagt, dass ca. 40 Prozent der Land- und Wasserschnecken und ca. 44 Prozent der Muscheln bedroht sind.

Aktuell stehen in Bayer knapp 70 Prozent der heimischen Schnecken- und Muschelarten stehen auf der Roten Liste.

Was ist mit den vielen Spinnen, Asseln, Käfer, Tag- und Nachtfaltern, Grashüpfern, Würmern, die so wichtig für unsere Ökosysteme deren Verschwinden die Menschen kaum wahrnehmen?

Die gemeinsam mit ihren schwindenden Lebensräumen lautlos verschwinden und bitterlich fehlen…

Viele von diesen unscheinbaren Tieren beseelen unseren Naturgarten, wir freuen und wundern uns über alles, was kreucht, fleucht, brummt und fliegt und versuchen nun schon seit 13 schönen Jahren, ihnen mitten in der Stadt Lebensräume zu bieten.

Was braucht ein Naturgarten?

Totholz.

In jeglicher Form.
Am besten als vertikales Totholz, aber da kommt uns immer wieder die Verkehrssicherheit in die Quere und es braucht immer wieder neue und ausführliche Gespräche, um gefällte Bäume wenigstens auf zwei Meter stehen lasse
n zu dürfen, auch da, wo sie so stehen, dass sie eigentlich keine*r auf den Kopf fallen können, wenn er/sie vorbei läuft.

Aber auch Holzstapel oder Holz aus Beete-und Wegeumrandung bieten für viele Insekten Lebensraum.

Brachen, “leere” Flächen, Lehm

Ein großes Problem für die Natur in der Stadt ist die übermäßige Versiegelung der Flächen. Alles schön aufgeraumt und (mit Laubläsern (!)) bestens zu reinigen.

Viele Wildbienen und andere Lebewesen brauchen Brachen und natürliche Baustoffe wie Sand und Lehm als Lebensraum und Nistplatz.

So etwas zu zulassen oder zu installieren ist sogar auf Balkonen möglich: eine kleine Schale mit Lehm kann überall aufgestellt werden.

was für Tiere stehen lassen

Ich bin mir nicht sicher, warum uns seit Jahrzehnten suggeriert wird, den Garten ‘winterfest’ zu machen, bedeute, alles aufzuräumen, was in irgendeiner Form als ‘unordentlich’ empfunden werden könnte.

Deutscher Ordnungssinn? Die Kettensägen-, Laubbläser- und Hecksler-Industrie?

Auf jeden Fall: Viele kleine Tiere benötigen abgestorbene Pflanzenteile und Blütenstände als Überwinterungsmöglichkeit. Vögel und andere Tiere freuen sich über stehengelassene Samenstände und auch ein paar Maiskolben und Johannisbeeren und andere Früchte kann man freundlicherweise auch für die Tiere des Gartens stehen lassen. Früher gab es dazu sogar deutsches Liedgut: “heut lasst uns ernten die allerletzen Felder…….Vögelchen und Mäuschen bekommen auch noch etwas ab…”

Sehen zudem auch wunderschön aus mit ihren Formen und Farben.

Winterfest bedeutet in unserem Naturgarten (neben dem Schläuche einrollen und ins Haus bringen und Sitzmöbel abdecken): Laub vom Rasen auf die Beete fegen, Laubhaufen für Igel und Co aufschichten (macht übrigens besonders mit Kindern eine Menge Spaß!).

Ich glaube, das war’s im Großen und Ganzen.

Essen und Trinken zu jeder Jahreszeit

Dass der Garten (oder Balkon) zu jeder Jahreszeit vom Frühblüher im März bis zu den Astern als Spätblühern bis in den November hinein Nahrung für Wildbienen bieten sollte, spricht sich mehr und mehr herum.
Also: Vielfalt lässt sich pflanzen!

Dass auch Insekten Durst haben, wird häufig vergessen.

Daher: Neben den Vogeltränken auch Insektentränken im Garten, auf Balkonen und Höfen anlegen. Geht ganz einfach, Kinder und Erwachsene haben Spaß bei der kreativen Herstellung und schön aussehen tut es auch.

Steinbiotope, durchlässige Ritzen und Fugen für Pflanzen und Tiere; Recyclingmaterialien

Mit viel Engagement und Muskelkraft (ein ganzes – geschenktes – Dach aus Spandau wurde nach Berlin Mitte transportiert) unserer Mitgärtner*innen haben wir in diesem Jahr neue Hochbeete in unserem Garten installiert.

Wir wollten weg von der kastenförmigen Bauweise mit Paletten und geschwungene Formen in unserem Garten installieren und suchten nach Möglichkeiten, die Hochbeete durchlässig zu gestalten, so dass auch Tiere und Pflanzen in den Ritzen Lebensräume finden können.
In den aufgeschichteten Dachziegeln wurde neben Erde auch eine Schicht Lehm eingebaut, bei der Mischung mit Sand haben wir mit unterschiedlichen Mischverhältnissen, die für Insektennistplätze empfohlen werden, experimentiert.

Natürlich verfügen die Hochbeete auch über ein entsprechendes Innenleben, zum Hochbeetbau folgt hoffentlich in nicht allzu ferner Zukunft ein gesonderter Bericht.

Wir sollten überall da, wo wir die Möglichkeiten haben, mit recycelten (Natur-) materialien arbeiten.

Viel zu viel von Menschen verursachter Müll auf dieser Welt.


Das bedeutet natürlich auch (körperliche) Arbeit, Transport, Organisation, aber es lohnt sich und eigentlich macht es dem Menschen sogar Spaß, sich zu bewegen.
Muss man halt nicht in ein dröges Fitness-Studio.

Wir hoffen sehr, dass sich viele Tiere und einheimische Pflanzen in all den Ritzen und Fugen einnisten werden.

In diesem Zusammenhang haben wir auch mit den Kindergartenkindern in unserem Garten eine Krabblerburg errichtet.


Mit Innenleben zum Rückzug und Möglichkeiten zum Sonnenbaden in den Außenbereichen. Und hoffentlich kommt die Zauneidechse zurück, die ich im Spätsommer dieses Jahres in unserem Garten gesichtet habe, weiß der Teufel, wie sie den Weg in unseren
Garten gefunden hat.

Was ihr sonst noch in euren Naturgärten machen könnt: Blühwiesen aussäen!

Eine Miniform von so etwas geht auch im Blumenkasten auf der Fensterbank.

Wichtig auch hierbei: auf regionales Saatgut achten!

Da wird man im Internet unter regionales Saatgut mittlerweile gut fündig, wenn amn passende Anbieter sucht. Auf die bunten Tütchen aus dem Baumarkt sollte man verzichten.

Liebe Freunde,

Die Menschheit führt Krieg gegen die Natur.

Das ist Selbstmord.

Die Natur schlägt immer zurück – und das bereits mit wachsender Kraft und Wut.

Die Artenvielfalt bricht zusammen. Eine Million Arten sind vom Aussterben bedroht.

Ökosysteme verschwinden vor unseren Augen.

Wüsten breiten sich aus.

Feuchtgebiete gehen verloren.

Jedes Jahr verlieren wir 10 Millionen Hektar Wald….”

Anfangsworte der Ansprache des Generalsekretärs Antonio Guterres an der Columbia University: „Der Zustand des Planeten“
New York 02. Dezember 2020

https://www.un.org/sg/en/content/sg/speeches/2020-12-02/address-columbia-university-the-state-of-the-planet

Wer Lust hat, sich gemeinsam mit uns für Biodiversität und Stadtnatur zu engagieren, schreibe an uns unter:

wachsenlassen@web.de

Und finanziell kann man uns ganz leicht unterstützen unter:

https://www.betterplace.org/de/projects/83319-gemeinschaftsgarten-wachsenlassen-artenvielfalt-erhalten