Pflanzen und Tiere…
Veröffentlicht: Juli 31, 2025 Abgelegt unter: Gemeinschaftsgarten, Workshops | Tags: Artenvielfalt, Ökologie, Biodiversität, Gemeinschaftsgarten wachsenlassen, Nachhaltigkeit, Urbanes Gärtnern, Wildpflanzen, Wildpflanzen im urbanen Raum Hinterlasse einen Kommentar…
oder gleich: Tiere pflanzen!
Das Schaffen von Lebensraum und Nahrungsquellen für Wildbienen, Schmetterlinge und andere Insekten ist heute wichtiger denn je. Ein Schlüssel dazu liegt in der Anpflanzung heimischer Wildpflanzen.
Wildpflanzen kommen natürlich und wild an bestimmten Orten vor und sind nicht durch den Menschen, beispielsweise durch Zucht, verändert worden.
Durch ihre hohe genetische Variabilität haben sie die Fähigkeit, sich evolutionär stetig weiterzuentwickeln; eine Vorraussetzung dafür, sich veränderten Klimabedingungen anzupassen.
Sie spielen eine wichtige Rolle in Ökosystemen, da sie in engem Zusammenspiel mit ihrem Lebensumfeld stehen. Vögel und Säugetiere sind auf heimische Wildpflanzen als Kost und Baumaterialien angewiesen, viele Wildbienen und Schmetterlinge sind bei ihrer Ernährung auf bestimmte Pflanzen spezialisiert.
Auch in Balkonkästen oder Kübeln fühlen sich viele Wildpflanzen wohl!
Um die lokale Flora und Fauna (Pflanzen- und Tierwelt) zu unterstützen, ist es wichtig, heimisches Pflanz- und Saatgut zu verwenden.
Auch wenn die Pflanzen für uns gleich aussehen mögen: eine bayrische Wiesen-Margerite entspricht genetisch nicht einer brandenburgischen Wiesen-Margerite.
Die Evolution hat die Pflanzen an ihre jeweilige naturrräumliche Umgebung angepasst, was zu genetischen Unterschieden führt.
Ob eine Art in einem Gebiet heimisch ist, kann man z.B. in der Roten Liste der Bundesländer sehen.
Aus den naturräumlichen Gegebenheiten leiten sich 22 Herkunftsgebiete innerhalb Deutschlands für die Regio-Saatgutproduktion der ungefährdeten, krautigen Arten ab (Gehölze haben eine eigene Liste).
Berlin liegt beispielsweise im Nordostdeutschen Tiefland, indigene Pflanzen aus den Ursprungsgebieten 4 und 22 können als gebietseigen für unsere Region bezeichnet werden.
Mehr zu den Herkunftsgebieten: https://wildblueten.de/was-bedeutet-heimisch/
Weitere Beratung zu regionalem Saatgut und Pflanzen unter:
www.stiftung-naturschutz.de/naturschutz/beratung-fuer-biologische-vielfalt-im-siedlungsbereich
Was hat das nun alles mit Tiere pflanzen zu tun?
Die meisten Pflanzen- und Tierarten sind in gegenseitiger Abhängigkeit im Rahmen der Evolution enstanden.
So benötigt der Stieglitz die Samenstände von Kardengewächsen, Disteln oder anderer Korblblüter zur Nahrungssuche.
Zu berücksichtigen ist aber nicht nur die Beziehung zwischen Pflanze und Tieren, sondern auch die Gesamtheit der Lebensumstände.
Denn wenn die Pflanze einen trockenen und mageren Standort benötigt, wird dieser auch für die Tiere, die mit ihr in Beziehung stehen, das richtige Lebensumfeld sein.
Ein trocken gehaltener Kübel mit Karden und Disteln in einem feuchten, waldigen Umfeld wird kaum soviel Tiere anlocken wie die gleichen Pflanzen, umgeben von Blüwiesen mit trockenen und mageren Standortansprüchen.
Besonders viele Insekten und Wildbienen, die sehr vom Artenschwund bedroht sind, sind auf das Vorhandensein “ihrer” Wildpflanzen angewiesen: der Zitronenfalter liebt den Faulbaum, die Wollbienen den Heil-Ziest oder die Königskerze, die Mönchgrasmücke den Holunder…
Als spannende und informationsreiche Lektüre für alle, die der Biodiversität in ihren Gärten (oder auf Balkonen) einen Raum geben möchten, ist das Buch ‘Tiere pflanzen’ – Faszinierende Partnerschaften zwischen Pflanzen und Tieren von Ulrike Aufderheide zu empfehlen.
https://pala-verlag.de/buecher/tiere-pflanzen/
Und keine Angst, für einen naturnahen Garten muss auch nicht gleich der ganze Garten umgegraben und neu gestaltet werden, viele Blühstauden, die nicht ursprünglich aus unserer Region kommen, aber schon als eingebürgert gelten dürfen, sind ein wahrer Insektenmagnet.
Aber Augen auf beim Pflanzenkauf: besonders doppelt gefüllte Zuchtformen haben keine Wert für unsere Insektenwelt, häufig sind Pflanzen aus dem konventionellen Angebot mit tödlichen Pestiziden behandelt oder schlicht und ergreifend einfach zu exotisch, um irgendeinen Wert für unsere einheimischen Tiere zu haben.
Am besten ist also immer der Kauf biozertifizierter Pflanzen und Samen bei regionalen Anbietern.
Wer Lust hat, mehr über dieses Thema zu erfahren, ist herzlich eingeladen zu unserem nächsten Workshoptermin am 22.8., bei dem sich alles um die naturnahe Gestaltung in Gärten, auf Balkonen und öffentlichen Grünflächen dreht.










