Bau eines Baumhauses


Das Baumhaus im Familiengarten Kluckstr., Berlin Tiergarten-Süd

Durchführung:
Team des Gemeinschaftsgartens wachsenlassen in Kooperation mit ehrenamtlichen Helfern, Gärtnern und Nutzern des Familiengartens Kluckstr., Kindern, Jugendlichen und Pädagogen von Kidz e.V. und Kindern des FiPP Kindertreffpunkts Kluckstr.
Sommer 2013

Schon seit zwei Jahren schwebte die Idee durch unsere Köpfe: Gerne würden wir ein Baumhaus für unseren Garten bauen, einen abgehobenen Aufenthaltsraum im Freien zum gemütlichen Rückzug mit Überblick.
Immer wieder kamen wir im Gespräch mit Freunden und Mitgärtnern darauf zurück.
Der passende Baum war schon längst ausgesucht und von Mitarbeitern des Grünflächenamtes als geeignet anerkannt worden.

Erste konkrete Formen nahm der Plan an, als Torsten Voß, ein Architekt aus der Nachbarschaft, uns anbot, einen Plan zu zeichnen und auch bei der Ausführung behilflich zu sein.

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Im Juli 2013 nahm unser Wunsch dann konkrete Formen an: Durch die Bewilligung eines Antrages bei der Zukunftsinitiative Stadtteil, Programmteil Soziale Stadt über das Quartiersmanagement Magdeburger Platz konnten wir im Sommer 2013 damit beginnen, unsere Pläne zu verwirklichen.

Für die Durchführung der Schreinerarbeiten und die Bauleitung konnten wir glücklicherweise das Team Tamara Staudt und Igor Filichev gewinnen, beide versierte Tischlermeister, die zudem Erfahrung in der Anleitung von Jugendlichen bei Tischlerarbeiten mitbrachten.

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Also machten wir uns an die Arbeit:
Tamara und Igor planten die Holz- und Materialbestellung und gemeinsam mit Jugendlichen, die an einer Maßnahme des in der Kinder- und Jugendhilfe tätigen Vereins Kidz e.V., teilnahmen, begannen wir mit den aufwändigen Grundierungsarbeiten.
Schon bald konnte Igor mit seinen jugendlichen Helfern, zu denen sich auch zwei ehrenamtlich engagierte Jugendliche gesellten, mit den Bauarbeiten am Baum beginnen.

Freundlicherweise wurde uns zur Unterstützung unseres Projektes ein Baugerüst von Herrn Dr. Martin Wiegand, Projekt- und Wirtschaftsberatung und Hausverwaltungen, für die benötigte Bauphase unentgeldlich zur Verfügung gestellt.

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Begonnen wurde mit dem Bau der tragenden Plattform.
Unter der fachkundigen Anleitung gab es viel zu lernen und schon bald konnte man erstmals entspannt Höhenluft und freien Überblick genießen.

Es war von Anfang an unser Wunsch gewesen, möglichst viele Akteure des Familiengartens in unser Projekt einzubeziehen.
Das Gelände wird von vielen unterschiedlichen Menschen genutzt und wir wünschen uns, diese mit unseren Gemeinschaftsaktionen besser miteinander bekannt zu machen, auf dass sich mehr und mehr ein Gefühl der Zusammengehörigkeit untereinander bildet und ein Verantwortungsgefühl für das gesamte Gartengelände entsteht.

So lernten wir den Architekten Herrn Voß über seine Ehefrau und seine beiden Töchter kennen, die sich seit zwei Jahren kontinuierlich immer wieder in unserem Garten engagieren.
Die beiden jugendlichen Helfer, die Igor und uns während der gesamten Bauzeit zuverlässig unterstützten, besitzen mit ihrer Familie ein Beet im Interkulturellen Garten auf dem Gelände.
Der Verein Kidz e.V. ist ebenfalls schon seit Jahren auf dem Gelände des Familiengartens ansässig, Kinder des FiPP Kindertreffpunktes benutzen das Gelände seit Jahren zum Spielen im Freien.

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Die Einbindung solch vieler unterschiedlicher Akteure bedeutet immer einen hohen Aufwand an Koordination und, da mit Laien (zum großen Teil im Kindes- und Jugendalter) gearbeitet wird, vor allem eins: Zeit.

Wer kann wann und zu welcher Uhrzeit?
Wer möchte was machen und vor allem: wer kann was machen?
Die Arbeiten auf dem Gerüst konnten nicht mit Kindern durchgeführt werden, die so etwas noch nie gemacht hatten und deren Eifer größer ist als ihre Aufmerksamkeit. Einfach zu gefährlich!

Und wie lange dauert der Bau eines Baumhauses mit jungen Menschen, die wahrscheinlich noch nie einen Schraubenzieher in ihrer Hand hatten, geschweige denn eine Stichsäge?
Schwer vorher zu sagen! Was für die zeitliche Planung vor allem auch eins bedeutet: Gelassenheit.
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Julia Westheimer aus dem Team wachsenlassen hat sich mit großer Geduld den Kindern von Kidz e.V. und Fipp e.V. angenommen.

Der Wunsch, mitzuarbeiten und der Eifer bei der Arbeit waren sehr groß, aber auch hier gab es immer wieder Termine abzusprechen (die von den Kindern dann nicht unbedingt eingehalten werden konnten, auch Verbindlichkeit ist ein schwieriges Thema) und ein langsames Arbeiten unter sorgfältiger Anleitung war angesagt.
Schritt für Schritt mussten Arbeitsgänge erklärt werden, zu Geduld und Vorsicht gemahnt werden und die Balance gefunden werden zwischen ‚Machen-lassen’ und ‚Selber-machen’.

Eine Erfahrung, die wir bei all unseren Projekten machen: Wir brauchen viel mehr Zeit!
Egal, ob wir Kinder, Jugendliche oder auch Erwachsene bei der Gartenarbeit oder beim (kunst-) handwerklichen Arbeiten anleiten, die Entfremdung von eigener praktischer Arbeit ist heute bei vielen Menschen sehr groß, leider ist es in unserer Gesellschaft zu der Gewöhnung daran gekommen, zu konsumieren und Dinge und Dienstleistungen zu kaufen, wo häufig etwas selbst hergestellt oder verrichtet werden könnte.

So fehlt bei vielen die notwendige Aufmerksamkeit, (manchmal auch) der Fleiß und die Geduld, das ‚Dran-bleiben’ bei handwerklichen Tätigkeiten.
Das Ausprobieren, das Fehler-machen, das Scheitern, das Wieder-von-vorne-beginnen.
Der Lernprozess.

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Wir bemühen uns bei unserer Arbeit, gemeinsame Erfahrungen bezüglich des ‚Selber-machens’ zu machen.
Dabei stoßen wir immer wieder an die Grenzen von zeitlich limitierten Projektarbeiten.
So heißt es häufig einfach tief durchatmen und weitermachen, auch wenn der Druck von Außen groß ist, “ob das Projekt denn jetzt endlich fertig ist“.

Entlohnt werden wir dafür immer wieder durch die Begeisterung und den Stolz, etwas ‚Eigenes’ zu schaffen, durch zunehmende Konzentrationsfähigkeit und überhaupt anwachsende Kompetenzen. Und durch das schöne gefühl, etwas gemeinsam mit anderen, auf die man sich verlassen kann, geschaffen zu haben.

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Als sehr anspruchsvoll empfanden wir die Errichtung der Treppe, hier war ohne das Fachwissen von Tamara und Igor nichts zu machen.
Alle, die ihm bei der Konstruktion und Aufrichtung der Treppe geholfen haben, haben sehr viel gelernt.

Da sich das Baumhaus auf einem öffentlich zugänglichen Gelände befindet, haben wir es durch einen TÜV-Gutachter prüfen lassen.
Dabei haben sich (erfreulicherweise) kleinere Mängel gezeigt, die in Absprache mit dem Gutachter nach und nach behoben werden können. Bis dahin wird das Baumhaus weiterhin nur unter Aufsicht besucht werden. Dafür haben wir eine abschließbare Tür eingebaut, welche die Begehung des Hauses unmöglich macht, wenn sich niemand auf dem Gartengelände aufhält. Dies schützt das Baumhaus hoffentlich auch vor Vandalismus.

Während die ‚Großen’ sich im handwerklichen Arbeiten übten, begannen die ‚Kleinen’ mit ersten Arbeiten an ihrem „Zusatzprojekt“:
Bei Überlegungen mit den Erzieherinnen der Kindergartengruppen waren wir übereingekommen, dass es schön wäre, ein eigenes, ebenerdiges Haus für die ‚Ganz-Kleinen’ zu haben, damit auch diese einen Ort zum Spielen hätten, wo nicht immer eine aufpassende Erwachsene daneben stehen muss. Auch könnten sie hier beim Bau ein wenig mithelfen, Bretter halten, planen, zum ersten Mal einen Schraubenzieher in die Hand nehmen und später anmalen.
Die Tagesgroßpflege Anezolia besorgte Paletten für das Fundament und parallel zu den letzten Arbeiten am Baumhaus begannen wir mit den Arbeiten am Kinderhaus.

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Mit Fatma, die ein Beet im Interkulturellen Garten bewirtschaftet, konnten wir an einem schönen Herbstnachmittag eine erste Einweihung feiern:
Türkischer Mokka mit Aussicht!

Wir sind sicher, dass im nächsten noch viele gesellige und gemütliche Stunden im Baumhaus dazu kommen.

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Gegen Anfang Dezember hatten wir endlich die grundlegenden Arbeiten am Baumhaus beendet. Witterung und vor allem der frühe Einbruch der Dunkelheit verzögerten die letzten Arbeiten. Die größeren Kinder konnten immer nur am Nachmittag zu den Bauarbeiten kommen und die Arbeitszeit wurde immer begrenzter.

Wir freuen uns, dass es uns gelungen ist, mit so vielen unterschiedlichen Akteuren einen doch nicht so unkomplizierten Bau wie den eines Baumhauses auf dem Gelände des Familiengartens Kluckstr. errichtet haben zu können.

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Im nächsten Jahr wird das Baumhaus von denen, die es erbaut haben und allen, die es nutzen möchten, erobert werden können. Farben zur künstlerischen Gestaltung sind gekauft und wir freuen uns auf individuelle Verschönerungen und Spuren, die seine Nutzer hinterlassen werden.
Möglichkeiten gibt es genug.
Einfach als Ort des Rückzugs, als Bandentreff, zum Kaffeekränzchen und ja, warum nicht einmal zu einem Arbeitsgespräch in luftiger Höhe?
Das mag doch durchaus inspirierend wirken.

Wie ein friedvolles Flaggschiff schwebt das Baumhaus nun, weithin sichtbar über dem Gelände.
Schön wäre es, von ihm aus Botschaften aus dem Familiengarten in den Kiez zu schicken.

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Der Bau unseres Baumhauses wurde gefördert durch:

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Wir danken der Stiftungsgemeinschaft anstiftung & ertomis für ihre Unterstützung, ohne die der Bau nicht hätte realisiert werden können:

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